Moin an alle,
auch wenn ich hier schon einmal eien Thread gestarte habe, weil jemand in der Halle einen Stahlschrank auf den Kotflügel meines dort abgestelltes Auto hat fallen lassen, wollte ich hier noch einmal ordentlich und mit etwas mehr Zeit den Eintritt in das Forum anfangen. Der Anlaß ist, daß ich heute nach knapp 22 Jahren den Motor mal wieder gestartet habe. Und das tatsächlich grundsätzlich funktionierte - aber der Reihe nach.
Das Auto, um das es geht, ist ein 1979er Audi 80 L in der Farbe Limagelb mit beige/brauner (sand/negro) Innenausstattung und 55 PS. Noch der Querstrom-Motor aus dem Polo, bei dem der Verteiler in Verlängerung der Nockenwelle hinten an der Spritzwand sitzt (übrigens schwer zu erreichen zum Einstellen des Schließwinkels).
Ganz im Originalzustand ist der Wagen nicht, aus heutiger Sicht wirklich nennenswerte Extras hat er aber auch nicht:
- Rechter Außenspiegel
- Anzeige für angezogene Handbremse vom GLS
- Türkontaktschalter hinten vom GLS
- Drehzahlmesser vom 85 PS-Motor
- Temperaturanzeige vom Diesel statt ECON-Anzeige
- Zubehör-Radio und Lautsprecher in den vorderen Türen und in der Heckablage
- Kofferraumbeleuchtung aus der Innenseite der Heckleuchte heraus
- Intervallscheibenwischer
- 14 Zoll Räder vom Golf 2
Im Januar 1979 hat mein Opa das Auto gekauft. Er hatte einen Zweitürer bestellt und geliefert wurde ein Viertürer. Vermutlich ohne Aufpreis, sie haben ihm gesagt, daß es die Zweitürer so kurz nach SOP noch nicht gäbe. Neun Jahre und 39.000 km hat er ihn gefahren, dann ging er an die nächste (und übernächste) Generation über. Meistens habe ich daran geschraubt und geputzt – und daran quasi alles über Autos gelernt, denn meine Eltern hatten sonst nur einen Firmenwagen an dem nur die Werkstatt schraubte.
Als er ungefähr 14 Jahre alt war habe ich ihn vollständig übernommen, abgemeldet, alle 1,5 Jahre wieder angemeldet und zum TÜV gebracht. Bis der TÜV etwas fand, das ich nicht selber reparieren konnte/wollte und beruflich/zeitlich bedingt auch nicht. Ich glaube es war das nicht mehr einrastende Lenkradschloß.
Das war 1998. Seitdem ist das Auto untergestellt in Hallen auf Bauernhöfen.
„Dank“ Corona, also Urlaub zuhause und „dank“ etwas Kurzarbeit habe ich mir die Sache mal angesehen. Wenn ich vergleiche was andere hier auf den Weg bringen habe ich nicht viel gemacht, aber mir genügt es, denn es hat einiges an Zeit verbraucht und ich habe keine Hebebühne oder Grube:
- Motoröl und –filter gewechselt
- Lenkradschloß zerlegt und gängig gemacht
- Neue Kondensatoren für die Zeituhr
- Bremskolben vorne gängig gemacht (Sattel zerlegt), neue Scheiben, Beläge und Bremsschläuche
- Neue Radbremszylinder und Bremsschläuche hinten
- Neuer Hauptbremszylinder
- Bremskraftverstärker stellenweise entrostet und neu lackiert
- Gelenkwellenmanschette links außen
- Vergaser per Ultraschall gereinigt, neuer original Dichtsatz
- Neue Batterie (das ging fix J)
Mit den überarbeiteten der Bremsen rollt das Auto wieder, und wegen der Vergaser-Reinigung ist innen drin auch nicht mehr so viel grünes, stinkendes Zeugs. Das war der Moment für den Versuch des Motorstarts. Da im Tank noch der alte Sprit ist, mußte ein Reservekanister mit frischem Benzin als Ersatz herhalten. Dazu bekam die Schwimmerkammer zunächst direkt per Spritze schon mal eine Füllung.
Nicht mal fünf Sekunden hat der Anlasser gedreht, dann sprang der Motor an!
Erst mit 2000 Umdrehungen, dann wärmer werdend auf 1500 heruntergehend. Das konnte ich an der Einstellschraube auf 1000 reduzieren. Den CO Wert konnte ich natürlich nicht einstellen, läuft wahrscheinlich zu fett.
Nicht so schön waren die schwarzen Partikel, die aus dem Auspuff kamen, teilweise eindeutig als Rost zu erkennen, also hat wohl innen im Auspuff etwas über die Jahre gerostet. Nicht überraschend. Noch unschöner war, daß sich mit warm werdendem Motor langsam die Halle trübte, leider wegen der Abgase und nicht wegen verbrennendem Fett außen am Auspuff oder so. Kalt war alles noch gut. Aber wenn man jetzt warm startet, dann kommt erstmal eine weißliche Wolke. Sollte also Kühlwasser im Brennraum sein, paßt auch dazu, daß kalt ohne Druck noch alles gut war.
Video: https://c.gmx.net/@327746363250966581/0BIWfiwISxuz2emGKmPSgg (Kommentare sind sehr willkommen)
Im einem der Bilder unten ist auch schön die weiträumig getrübte Halle zu erkennen, mußten erst einmal heftig lüften…
Und sonst: Das Blinkerrelais hängt (easy), und die Tankanzeige funktioniert nicht (heißt suchen, vielleicht habe ich die Platine beim Zerlegen für die Zeituhr beschädigt obwohl ich extrem vorsichtig war). Radio ging auch 1998 schon nicht mehr. Gefahren bin ich nicht, also können Kupplung und Getriebe noch Geheimnisse verbergen. So wie der volle Tank mit dem alten Sprit, den ich irgendwohin entsorgen darf.
Es geht langsam aber sicher voran und macht Spaß!
Grüße aus dem Norden
Frank
Hier noch ein paar Bilder, auch wenn ich einen Teil davon schon einmal gezeigt hatte. Die unteren sind von der Aktion heute.
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