Ich hab's getan, ich bin ins Auto gesessen und losgefahren.
In Richtung Frankreich, in Richtung Rallye Monte Carlo, zur Königin der Rallyes - so nennt sie mein Gott Walter.
Wieder einmal um es selber zu erFAHREN, selber zu sehen, zu spüren, selber durchzustehen, mit Stirnrunzeln, ungläubigem Staunen, Schweissperlen, Schrecken auch, aber vor allem mit Begeisterung, Gänsehaut, Ergriffenheit, Glücksgefühlen, bis zur totalen Erschöpfung. Um 04:48 los in La Bollène-Vésubie, die Strasse über den wohl berühmtesten Pass der Rallyewelt vor mir und für mich alleine, gibt es etwas Schöneres?
So sehr ich Reinhard Klein und Tamotsu Futamura und Helmut Deimel, und wie die grossartigen Rallye-Fotografen und -Filmer alle heissen, schätze, ihre Werke können den bleibenden Eindruck der eigenen Fahrt über den Col de Turini, durch die gleichsam furchterregende wie bildschöne Schlucht von Aiglun, die so schwierigen Passagen zwischen Le Moulinon und Antraigues-sur-Volane, die grossartige Landschaft um Burzet nicht ersetzen.
Und all die Videos der Onboard Kameras auf Youtube, sie gaukeln eine Strasse vor die so viel breiter scheint, deren Kurven alle so grosse Radien zu haben scheinen. Deren Belag unendlichen Grip zu haben scheint.
Weit von der Realität entfernt, auch die Steilheit, bergauf wie bergab, nein, das kommt alles nicht rüber.
Desgleichen in den Videospielen, nichts ersetzt das eigene Erleben.
Ich glaube ich weiss jetzt warum die Rallyefahrer aus den guten alten Zeiten ewig jung bleiben.
Schaut sie genau an wenn sie erzählen von ihren Erlebnissen, das Glänzen in den Augen, der spürbare Enthusiasmus für einen Sport der damals noch, bei Tag und bei Nacht, ein richtiges Abenteuer war.
Und vor allem:
Setzt euch selber ins Auto, auch wenn es nur ein paar Tage sind, fahrt los zur Monte oder nach Korsika, schaut euch die fantastischen Sonderprüfungen die oft 30, 40 Kilometer lang sind mit eigenen Augen an.
Und wenn ihr das oft genug tut, bekommt ihr das gleiche Glänzen in den Augen, die gleiche Begeisterung wie bei Walter, bei Stig, bei Hannu, bei Michèle, bei Markku, bei Timo, bei Juha, bei Harald, bei all diesen grossartigen Künstlern am Lenkrad.
Mein Respekt für diese Artisten, ihre Improvisationen, ihre Fahrzeugbedienung und -beherrschung, ihre unglaubliche Präzision, ihren Mut, ihre Entschlossenheit, er wird mit jeder Sonderprüfung die ich selber überstanden habe nur immer noch grösser.
:thumbup: