Moin zusammen;
Untenstehend eine Geschichte, wie sie klischeehafter nicht sein könnte…
Vor einigen Monaten tauchte zwei Querstraßen von mir entfernt sporadisch ein 80 quattro NFL auf, ich sah ihn im Vorbeifahren:
80_quattro.jpg
Originalzustand, altes DIN-Schild, Kennzeichenverstärker mit vierstelliger Postleitzahl…hat hier tatsächlich noch ein quattro in erster Hand überlebt ?
Der Wagen stand nicht oft dort, hauptsächlich Wochenends - und nie den ganzen Tag.
Ein kurzer Blick; unberührt & unverbastelt, SEHR niedrige Laufleistung…eine Politur würde hier schon Wunder wirken…
Hoffnungsvoll hatte ich –man weiß ja nie- hin und wieder einen Zettel bzw. Karte an den Wischer gehängt,
zwischenzeitlich auch mal einen I.G.-Flyer…augenscheinlich aber erfolglos.
Auch sah ich den Wagen nie in Fahrt oder mal jemanden ein- oder aussteigen, als daß man sich hätte ein Bild des/der Besitzer machen können.
Bis das Auto dann letzte Woche ohne Kennzeichen (!) und mit offener Haube auf einem nahen Grundstück parkte.
Abgemeldet ? Vielleicht sogar zu verkaufen ?
Wegen harmloser Defekte, bei denen eine überforderte Werkstatt abgewunken hat mit einem „Das-lohnt-sich-doch-alles-nicht-mehr!“ ?
Also trotz hereinbrechender Dämmerung gestoppt, raus - und mal ungefragt auf das fremde Grundstück gelatscht…
Von wegen „Haube offen“: der Vorderwagen war faltig wie eine Bulldogge:
Crash.JPG
Licht im Küchenfenster; eine Dame mittleren Alters bedeutet mir, um´s Haus zur Tür zu kommen.
Dank meines 80ers in Blickweite und der „dezenten“ Audi-Jacke weiß sie wohl schon, was ich will.
Nach kurzem Gespräch hatte ich die Fakten beisammen:
der Wagen gehört ihrem Vater, der ihn anno ´85 neu beim örtlichen V.A.G-Dealer bestellt hatte und seitdem in der Garage gehütet hatte.
Regelmäßig alle Inspektionen gemacht; G-Kat nachgerüstet, wenig km, die letzten Jahre nur noch Wochenends zum Besuch bei der Familie bewegt. Daher also…
Ja, hin und wieder hingen auch irgendwelche Zettel von „Automobilclubs oder so“ dran - die habe man aber immer gleich entsorgt. Aha…
Vor 2 Wochen begab es sich, daß der Enkel die Führerscheinprüfung erfolgreich bestanden hatte – aber Geld für ein eigenes Auto war leider keines da….
Also bekam er Opa´s Wagenschlüssel – und die erste Amtshandlung war der Einbau einer modernen Chinaradios mit vielen Knöpfchen + Lämpchen.
Wochen zuvor hatte ich dort noch das originale Audi „alpha“ erspäht…das inzwischen natürlich in die Tonne gewandert war. Dolle Wurst.
Eine der ersten Fahrten mit dem ABS-losen 80er (auf zehn Jahre alten Holzreifen) führte dann auf regennasser Straße mit 80 Sachen in´s Stauende auf der A6…
Der zu Klump gefahrene Hyundai SUV soll angeblich auch nicht viel besser ausgesehen haben.
Passiert ist gottlob niemandem etwas, aber Opa´s besten Stück lag in Trümmern – und der Junior brauchte jetzt dringend Kohle.
Auftritt hp, der sich selbstlos anbot, das gute Stück im Rahmen Liebhaberei, „Zu-Schade-für-den-Schrott“ und
Typ 81/85 I.G. (ratlose Blicke meines Gegenübers, daher der Einfachheit halber „Audi-Oldtimer-Club“ genannt),
zu retten oder zumindest in Teilen einer sinnvollen Verwendung (jenseits der Schrottpresse) zuzuführen.
„Ja wissen Sie, das macht ja mein Sohn, haben Sie dieses Whottsäpp ?“
Eine Emailadresse tat es dann aber auch…
2 Tage später eine Mail: „tach was zahlen sie? gruß m.“
Ich habe dann (mit korrekter Orthographie und in vollständigen Sätzen) kurz die Situation umrissen, wie ich sie sehe – und ein entsprechendes Angebot hinzugefügt – absichtlich erstmal etwas tiefer gestapelt…
Tags darauf die Antwort; das sei ja schließlich ein Oldtimer (aha…), und ein anderer Liebhaber habe ihm ja quasi das Dreifache geboten….! (Is´ klar…)
Ich versicherte ihm, daß er mit diesem dollen Angebot ein echtes Geschäft machen würde und riet ihm, den Wagen zu diesem Preis abzugeben.
Falls der „Kollege“ ihn aber –aus welchen Gründen auch immer- doch nicht nähme, hätte er ja noch meine Adresse…
Schon am nächsten Tag kam die Rückantwort: „ja was wollen Sie denn ausgeben?“
(Mal wieder) lange Rede, kurzer Sinn – für 2 Braune mehr konnten wir das Fragment (gegen Mittag) abholen, nachdem der junge Mann ausgeschlafen hatte.
Nichts gegen jemandes Musikgeschmack - aber mit Hosen auf halb 8, Goldkette und Baseballkappe schräg entsprach er ziemlich genau meiner eingangs erwähnten Klischeevorstellung... :thumbup:
Die Abholung erfolgte zumindest mit Stil:
Abholung.JPG
Das Arbeitsfeld etwas übersichtlicher, nach der Demontage aller zerdepperten Teile:
Demontage.JPG
Der Ausschuß:
Reste.JPG
Der Wagen steht nun erstmal trocken eingelagert - im Frühjahr wird sich der Blechklempner unseres Vertrauens die Überreste mal anschauen und dann entscheiden,
ob er die Karosse wieder geradebiegen kann oder nicht.
Bis dahin schauen wir erstmal nach ´nem neuen Frontblech – sowas kann man ja eh immer mal gebrauchen…
Gruß hp.