Ich stehe in einer traumhaften Winterlandschaft, mitten auf einem zugefrorenen See, stahlblauer Himmel und Sonnenschein, um mich herum kreisen 4 S1 (E2) in Kriegsbemalung, und die wollen auch nicht spielen, die meinen es ernst, das Tempo ist teils atemberaubend bei 140-150 km/h.
Einer in HB-Lackierung, einer in Race Of Champions 1988, einer als Pikes Peak 1986 "Bobby Unser", einer als Pikes Peak 1987 "Olle Arnesson", all die wundervollen Symphonien die man zuletzt 1986 in der Rallye-WM hören konnte.
Die bewaldeten Hügelchen rund um den See bilden eine Naturarena, das beste Freiluftkino auf der Welt, und der Widerhall des Zwitscherns und Brüllens der 5-Zylinder jagt mir immer und immer wieder wohlige Schauer über den Rücken.
Ich kneife mich, ja, es ist Wirklichkeit, es ist Eisfahren in der herrlichen Anlage von "Routevare Testbolaget AB" in Jokkmokk, weit oben in Schwedisch Lappland, 3000 Kilometer von meinem Zuhause.
Und es sind überall Profis am Werk, die Organisation durch die wundervolle Familie von Anders ist top, die Aufbereitung der 3 Eispisten auf dem See durch Niclas und Matias perfekt, es haben alle jahrzehntelange Erfahrung und wissen ganz genau was sie tun.
Es wird Donnerstag, ich habe nach einigen eher stümperhaften Versuchen beschlossen es für mich im nächsten Winter besser vorzubereiten, ich will das wenn wohl auch etwas langsamer irgendwann selber beherrschen.
Ein dunkelblauer Porsche Macan fährt auf den zugefrorenen See, "Mäster" Stig Blomqvist ist eingetroffen, er schaut sich den Kurs an.
Dann steigt er um auf S1 (E2), den mit der HB Lackierung hatte er vor ein paar Wochen schon beim Race Of Champions 2022 so meisterhaft bewegt dass sogar ein 1'000 PS starker Elektrowagen gegen ihn nur zweiter Sieger war.
Und was soll ich sagen, wenn man da auf dem See steht und einfach nur genau zuschaut und zuhört stellt man fest dass der Mann nichts von seinem unglaublichen Fahrkönnen eingebüsst hat.
Ich sehe Linksbremsen in Perfektion, ich höre das feinfühlige Modulieren mit dem Gas, das präzise Positionieren des S1 vor jeder Kurve, alles ohne viel Krawall und Spektakel aber in einem enormen Tempo.
Sieben Mal hat Stig die Schweden Rallye gewonnen, seine Geschichten von den guten alten Zeiten im Rallyesport sind ein reines Vergnügen, das Leuchten in seinen Augen ist sofort da, das verschmitzte Lächeln, er fühlt sich bestimmt grade 40 oder 50 Jahre jünger.
Niclas erzählt mir Abenteuer von Stig über die nicht viele etwas wissen, selbst mir als grossem Fan war manches nicht bekannt.
Und dann erzählen Matias und Niclas dem Stig dass ich mich auf dem Eis noch schwertue, und Stig meint mit einem Grinsen dass er bei mir dann in der ersten Lektion mit dem Tretauto beginnen würde.
Abgemacht, Stig, ich werde nächsten Winter den Weg nach Jokkmokk wieder unter die Räder und Flügel nehmen, wohl mehr als nur für eine Woche, es ist ein Paradies dort oben das man gar nicht mehr verlassen möchte.
THE Stig vs. the Electro - im S1 von Anders Carlsson.