Kupplungspedal kommt nicht zurück / Kupplung zieht Luft - Lessons learned

  • Hallo Leute,


    Es gibt einen Uraltthread zu meinem Kupplungsproblem, aber ich glaube ein neuer Thread ist besser -> Da ich mich leider ziemlich intensiv und lange mit meiner Kupplungsbetätigung beschäftigen musste, schreib ichs hier mal meine Erkenntnisse rein, damit sich ein anderer Nicht-Mechaniker wie ich nicht auch so lange damit rumärgern muss.


    Also:
    Problem war: Der Druckpunkt des Kupplungspedals wandert immer weiter Richtung Bodenblech. Irgendwann erreicht man den Druckpunkt gar nicht mehr und kann nicht mehr kuppeln.
    Je höher die Drehzahl und höher die Temperatur im Motorraum, desto mehr Luft ist über die Zeit ins Kupplungsbetätigungssystem reingekommen. Im Sommer und bei langen Autobahnfahrten war es also am schlimmsten.


    Die kurzfristige Lösung ist (solange man noch kuppeln kann): Voll aufs Pedal steigen und den Fuß seitlich runterrutschen lassen, damit das Pedal "hochschnalzt". Und das 20 Mal hintereinander. Damit entlüftet sich das Kupplungssystem selbst wieder.
    Kann sein, dass man das Pedal mit dem Fuß zurückholen muss, wenn der Druckpunkt schon weit unten ist. (Die Übertotpunktfeder macht, dass das Pedal unten bleibt. Aber die Übertotpunktfeder SOLL genau so funktionieren.)
    Falls man nicht mehr kuppel kann: Kupplung am Kuppunkgsnehmerzylinder entlüften. (Ich hatte schon ein Mini-Entlüftungsset im Auto mitgeführt ;) )


    Um auszuschließen, dass das System undicht ist und Bremsflüssigkeit entweicht, habe ich das Kupplungspedal mit einem Holzscheit so angekeilt, dass es voll durchgedrückt war. Nachdem es 48 Stunden (!) angekeilt war, ist das Pedal "normal" zurückgekommen. Also: Kupplunkgsgeberzylinder, Leitung und Kupplunkgsnehmerzylinder als System waren DICHT, wenn sie unter Druck stehen!


    Also... Von woher kommt die Luft dann ins System?


    Um das herauszufinden, haben wir als nächstes den erst 2 Jahre alten Nehmerzylinder erneut auf Verdacht getauscht. -> Und das Problem mit der Luft war weg! -> Druckpunkt war danach immer konstant gleich, auch nach Autobahnfahrten im Sommer.


    Und was war jetzt das Problem?
    Da der Nehmerzylinder nur EINE Gummidichtung drin hat kann nur diese schuld sein. Sie dichtet unter Druck in eine Richtung perfekt, aber ohne Druck im System kann sich durch die Motorvibrationen in die andere Richtung Luft reinprellen. Je höher die Temperatur, desto weicher ist die Gummidichtung und desto mehr Luft kann sich reinprellen.


    Um zu schauen was das Problem war, haben wir ihn den alten zerlegt.


    Die Grundursache ist meiner Meinung nach ein Konstruktionsfehler vom dem alten Nehmerzylinder... ist aber leider Standard so:
    1) Der Dichtring dichtet nur in eine Richtung: Er verhindert also nur schlecht, dass Luft reinkommen kann. Offensichtlich sind die Vibrationen bei meinem Motor stärker als die geschätzten 0,1 Bar Druck der Bremsflüssigkeit durch die Schwerkraft von der Bremsflüssigkeit selbst.
    2) Es gibt nur einen Dichtring, was dazu führt, dass der Kolben im Kupplungsnehmerzylinder an der Zylinderwand scharben kann, wenn der Kolben im Zylinder nicht perfekt gerade ist. Die auf den Kolben aufgesteckte Feder reicht offensichtlich nicht aus, um ihn gerade zu halten. Zuerst kriegt der Zylinder Riefen (waren bei unseren schon zu sehen) und dann wird die Dichtung davon kaputt.


    ---


    Falls das Problem nochmal auftritt, haben wir eine "Lösung", ohne wieder einen neuen kaufen zu müssen. (Hat übrigens bei einem anderen Autotyp auch schon mal funktioniert):
    Der Kolben im Nehmerzylinder ist lange genug, um auf der Drehbank eine zweite Kerbe für eine zweite Dichtung in den Kolben schneiden zu können. Diese Dichtung würden wir in umgekehrter Richtung anbringen, damit sie die Luft blockt. Durch die zweite Dichtung kann der Kolben auch nicht mehr an der Zylinderwand kratzen. In den Zwischenraum zwischen den beiden Dichtungen kommt ein bremsflüssigkeitskompatibles Fett. Damit dürfte das Sch***teil dann ewig halten.
    (Wir haben uns die alte Dichtung vom alten Zylinder aufgehoben).



    Tjo, hoffentlich hilfts wem was,
    lg, Mr.M
    PS.: Ich musste das Schaltgestänge vom Getriebe trennen, um den Nehmerzylinder ausbauen zu können. Diese eine Schraube hat ein recht steiles Gewinde und hat sich leider lockergerüttelt, obwohl sie gut angezogen war. War nicht so toll, die Autobahnabfahrt mit dem 5. Gang nehmen zu müssen... ;) Diese Schraube sichere ich jetzt immer mit Schraubensicherungslack.

  • Moin,



    Nur mal so aus reiner neugierde....


    Hast du den Kupplungsgeberzylinder auch mal auseinander gehabt und für gut befunden?




    Gruß

  • Hallo Hacki,


    Ja, den Kupplungsgeberzylinder hatte ich auch zerlegt... allerdings den alten, den wir vor 2 Jahren auf Verdacht getauscht hatten.


    Bei dem Geberzylinder kann der Kolben nicht am Zylinderrand scharben, weil auf dem Kolben zwei Membranen drauf sind. Außerdem ist bei dem ziemlich egal, wenn dort Luft ins System reinkommen sollte, weil er (wenn ichs richtig sehe) sich durch das Schnüffelloch selbst entlüftet, wenn man nicht am Pedal steht.
    Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass der Geberzylinder so ungefähr einen halben Kubikzentimeter Luft pro Pedaldruck aus dem System rausbringen kann (als aufsteigende Luftblase in den Bremsflüssigkeitsbehälter rein)... aber nur wenn die Luft in der Nähe vom Geberzylinder ist (und nicht im Nehmerzylinder).


    Noch mehr im Detail (und "so wie ichs verstanden habe"):
    Wenn man NICHT am Pedal steht, kann die Flüssigkeit zwischen dem Nehmerzylinder und dem Bremsflüssigkeitsbehälter durch das Schnüffelloch frei fließen. Erst wenn man das Pedal drückt, schiebt sich die vordere Membran am Schnüffelloch vorbei und Druck kann sich aufbauen.
    Das "Hauptloch" vom Bremsflüssigkeitsbehälter zum Geberzylinder befindet sich immer zwischen den beiden Membranen, egal wie das Pedal steht.
    Die Hauptbelastung (Druck) hat also die vordere Membran, aber die ist beidseitig mit Bremsflüssigkeit benetzt... Ich vermute die wird nur kaputt, wenn sie sich durchs Vorbeischieben am Schnüffelloch abnützt... aber ich glaube das passiert selten.
    Die hintere Membran ist einseitig der Luft ausgesetzt. Daher kann sie durch die Reibung kaputt werden, aber die muss nur "dichten", aber keinen Druck aufbauen. Im Gegensatz zum Bremszylinder ist hier aber die Innenraumluft und nicht die nasse Luft ausm Motorraum. Daher gibts kaum Korrosion, was die hintere Membran killen könnte. Vibrationen gibts an der Spritzwand auch keine...


    Fazit:
    In Summe bin ich mir ziemlich sicher, dass Kupplungsgeberzylinder viel länger halten müssten als Kupplungsnehmerzylinder. Im Zweifelsfall würde ich immer zuerst mal den Nehmerzylinder auf Verdacht tauschen.


    War das die Frage? ;)
    lg, Mr.M

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